Band 68: Eingehende Post nach Spanien 1850–1880 – Die Luis Alemany Indarte Sammlung
Beruflich wie sein Vater zuvor ein weithin bekannter Stararchitekt (geb. 1940) trug Alemany Indarte zahllose Sammlungen der internationalen Spitzenklasse zusammen, die ihresgleichen suchten. Unter anderem mehrere Spezialsammlungen von Brasilien, Finnland, Argentinien, Spanien, Niederlande, Indien sowie von der italienischen LATI-Flugpost. Wenn man in diesem neuen Buch erfährt, dass er damit über 120 (!) Großgold-Medaillen errang, allein 40 dabei bei FIP-Weltausstellungen, dann kann man sich eine Vorstellung machen, in welchen Sphären sich das philatelistische Leben des 2020 verstorbenen Philatelisten abgespielt hatte.
Um das besondere Thema dieser mit zahlreichen Grand-Prix-Auszeichnungen geehrten Kollektion besser einordnen zu können, sei ein Rückblick erlaubt. Die langen Jahre der beiden Bürgerkriege („Carlistenkriege“ 1833–1840 sowie 1847–1849) hatten das auf die Innenpolitik fokussierte Spanien von den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in den übrigen europäischen Nationen nahezu unberührt belassen. Als 1849 endlich eine Postreform nach englischem Vorbild mit der Ausgabe von Briefmarken für die Vorausbezahlung von Briefen beschlossen wurde, gab es erst zwei Postverträge mit ausländischen Postverwaltungen über den Austausch von Post: Frankreich und Belgien.
Nachdem die ersten Briefmarken seit dem 1. Januar 1850 an den Postschaltern erhältlich waren, unternahm die spanische Post große Anstrengungen, um durch Verträge die postalische Anbindung an die anderen europäischen Nationen und nach weiteren überseeischen Staaten sicherzustellen. Am 30. August 1850 trat ein Postvertrag mit dem Nachbarland Portugal in Kraft, im März 1851 mit der Schweiz. Es folgten Vereinbarungen mit dem Königreich Sardinien (1851/52) sowie im Folgejahr 1853 mit den übrigen italienischen Staaten. Ebenfalls 1852 konnten Postverträge mit Preußen und Österreich geschlossen werden, gefolgt von den Niederlanden, Dänemark und den übrigen deutschen Staaten im Juli 1853. Erst 1858 kamen postalische Vereinbarungen mit Großbritannien hinzu, in den 1860er Jahren folgten Russland und verschiedene skandinavische Staaten.
In den verschiedenen Postverträgen wurden zunächst meist nur logistische Vereinbarungen wie Routen, Länder-Transite und finanzielle Regelungen des Postaustauschs vereinbart. Ein vollständiges Frankieren der Briefe bis zum Empfänger im jeweils anderen Land war noch nicht vorgesehen. Spanien erhob vom spanischen Absender bzw. kassierte beim spanischen Empfänger in der Regel die Gebühr für die Beförderung bis zur Grenze oder von der Grenze. Das Land war dadurch postalisch mit Europa und der übrigen Welt verbunden, auch wenn sich das für den Brief-Versender und den Brief-Empfänger noch relativ unpraktisch darstellte.
Diese Spezialsammlung von Luis Alemany dokumentiert also die Entwicklung vom postalisch nahezu isolierten Spanien zu einer in die Weltpost integrierten Nation. Dies jeweils mit Briefen, die aus sieben europäischen Ländern nach Spanien gelaufen sind, den unterschiedlichen Postverträgen jeden Landes zugeordnet sind und eine eingehende postgeschichtlich relevante Erklärung der Routen und Porti zeigen. Zahlreiche Hinweise unterhalb den abgebildeten Briefen lassen dabei deren Seltenheit und Ausnahmestatus mehr als deutlich werden.
— Wolfgang Maaßen (AIJP)
160 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, in Englisch und Deutsch