Kantonalmarken Schweiz. Echt – falsch – verfälscht (Reuterskiöld Nr. II) – Richard Schäfer

Art-Nr.463
125,00 €

Den namhaften Autor Richard Schäfer braucht man keinem Schweizer Philatelisten näher vorzustellen. Er wurde seit 1995 durch seine acht umfangreichen und gehaltreichen Monografien zur Schweizer Philatelie und Postgeschichte weit über die Grenzen des Landes bekannt. Seine Werke zählen zu Recht zu den bedeutenden Standardwerken der Philatelie generell und errangen vielfach bei Ausstellungen erste Preise, ähnlich wie seine eigenen Sammlungen, die er in 45 Jahren zusammengetragen hat.

Eigentlich wollte der heute über 80jährige damit den Stift aus der Hand legen. Aber es kam anders. Denn Isolation und Einsamkeit nach dem Tod seiner Frau vor einigen Jahren spornten ihn erneut an, sich einem Thema zu stellen, zu dem er bereits vor 25 Jahren die ersten Grundsteine mit dem Erwerb einer Fälschungssammlung gelegt hatte: den Fälschungen Altschweizer Marken und deren Urhebern. Mit der Zeit gelang ihm der Erwerb zahlreicher wichtiger Archive, die Experten zusammengetragen hatten. Darunter das Emil Rellstab-Archiv, die Sammlung von A. Stutz, von Carl Walske (Schweiz-Teil, u.a. mit Peter Winter-Imitaten), Paul Butterfield Freeland, A. Kofranek, M. Bürle, M. Weggler und weitere mehr. Unterstützt von seinem Sohn Richard Schäfer jun. trug er somit die wohl größte Fälschungsvergleichs-Kollektion Altschweizer Ausgaben zusammen, die je einmal existiert hat. Wenn man liest, dass in Teil III des Buches allein 3.500 (!) Ganzfälschungen abgebildet und jeweils detailliert mit ihren Merkmalen beschrieben sind, erhält man bereits einen ersten Eindruck von der Einmaligkeit dieses Werkes. Denn Vergleichbares, selbst nur annähernd Vergleichbares, gab es bisher für das Sammelgebiet Altschweiz noch nie.

Warum aber Reuterskiöld II? Damit hat es seine ganz besondere Bewandtnis. 1907 veröffentlichte dieser legendäre Schweiz-Philatelist die 3. Auflage der 1889 sowie 1898 erschienenen Schrift „The Forgeries of the ‚Cantonal‘ Stamps of Switzerland. Auf 36 Seiten gelang es Reuterskiöld damals, 156 Fälschungstypen der zehn Kantonalmarken zu beschreiben, – allerdings fehlte jede Abbildung. Dank des riesigen Fundus ist es Schäfer möglich, nicht nur diese 156, sondern sogar 39 weitere Fälschungstypen zu beschreiben und zu illustrieren. Jeweils in Farbe, jeweils mit ihren genauen Fälschungsmerkmalen, die im Vergleich zu einer echten Marke herausgearbeitet werden. Er selbst schreibt dazu: „Wir sehen es fast als kleines ‚Weltwunder‘ an, dass es uns nach einigen tausend Arbeitsstunden gelungen ist, für jeden Fälschungstypen die jeweilige Marke zu finden, und dies nach mehr als 100 Jahren.“

Schauen wir uns dieses Buch näher an. Es ist aufwändig als Hardcover mit Umschlag und Seiten-Goldschnitt produziert. Im ersten Teil (8 Seiten) werden die Grundlagen, also technische Fragen zu Fälschungen geklärt: Druckverfahren, Papiere, Farben etc. In Teil II (22 Seiten) widmet sich der Autor den Fälschern und den bekannten Fälschungssammlungen. Wertvoll ist dabei ein Vergleich der Identifikationssysteme bei Fälschungen wie von Reuterskiöld, Robert Earée, Cedric Dry und anderen. Der Hauptteil ist der schon erwähnte Teil III, das Fälschungsregister mit 271 Seiten, dem Teil IV (Anhang Quellen, 20 Seiten) folgt. Diese Fülle hier näher zu beschreiben, ist schier unmöglich, sie erschlägt einen. Jeder Philatelist, der sich einmal mit dem Gebiet der Altschweizer Marken näher befasst, sollte dieses Werk sehr aufmerksam studieren. Es kann und wird ihm so manche Fehlinvestitition ersparen.

Wenn man ein „Haar in der Suppe“ finden will, dann wird man auch hier fündig. Nicht nur bei der Typografie der Anführungsstriche, auch bei dem fehlenden Endlektorat der Buchteile, die wohl kurz vor Drucklegung entstanden sind. Sie betreffen aber in erster Linie nur Teil II. Dort wird z.B. auf S. 19 Philip Spiro noch als Chef des Hauses Spiro aus Hamburg vorgestellt (was nicht zutrifft) und auf ein kommendes Buch von „Gerhard Maassen“ zum Thema Spiro verwiesen. Schäfer verwechselt hier Gerhard (Lang-Valchs) und Wolfgang Maassen, die beide an diesem Buch zur Spirofamilie gearbeitet haben. Auf S. 27 heißt der Autor dann „Wolfang Maassen“ (ohne ‚g‘) usw. Seien wir ehrlich: Dies sind Tippfehler, die jedem in der Eile des Gefechtes unterlaufen können. Sie schmälern den Wert und die Bedeutung des Buches in keiner Weise. Es ist jedem uneingeschränkt zu empfehlen!

Bei der Erstpräsentation dieses bemerkenswerten Buches am 18. Mai während der HELVETIA 2022 kündigte Richard Schäfer an, dass er vorhabe, diesem Werk ein weiteres folgen zu lassen: ein Buch über den Fälscher Jean de Sperati und dessen Imitate. Man darf gespannt sein!

–– Wolfgang Maassen (AIJP)

Format 21 x 27,5 cm, 315 Seiten, zahlr. Abb., in Farbe, Leinen-Hardcover mit goldener Titel- und Buchrückenprägung, Seiten-Goldschnitt rundum, Schutzumschlag, limitierte Auflage: 250 Exemplare, ISBN 978-3-938538-38-8

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